Forderungskatalog zur Weiterentwicklung Ilversgehofens überreicht


Pressemitteilung Klanggerüst e.V., 23. Februar 2022

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Jede Menge Ideen, Wünsche und Forderungen zu Weiterentwicklung Ilversgehofens nach den Vorstellungen der Akteurinnen und Akteure vor Ort sind am Mittwoch, 23. Februar, an Stadtentwicklungs- und Kulturdezernent Tobias Knoblich überreicht worden. Im „Dialog der Vielfalt“, einem Format aus dem Projekt „Change my mind“ des Kulturvereins Klanggerüst, sind die Forderungen im vergangenen Jahr unter Beteiligung der Stadtteilbevölkerung sowie zahlreicher Vereine, Institutionen, Gewerbetreibender und Kulturstätten erarbeitet worden. Insgesamt 17 verschiedene Ilversgehofener Akteurinnen und Akteure haben den Forderungskatalog unterzeichnet. „Die Vielfalt und Besonderheiten des Stadtteils, aber auch seine Problemlagen und Herausforderungen sind vergangenes Jahr sehr deutlich sichtbar gemacht worden. Nun geht es darum, all das als Chance zu begreifen und Ilversgehofen unter Beteiligung der Bevölkerung weiterzuentwickeln“, sagt Anna Allstädt, Projektverantwortliche des Klanggerüst e.V. Diversität werde in diesem wohl kunterbuntesten Stadtteil Erfurts bereits in vielen Facetten gelebt. Auf diesem Fundament sollen sich Potenziale entfalten, die Teilhabe fördern und Gemeinschaft stiften, heißt es in dem Forderungskatalog.

Stadtteilzentrum für Ilversgehofen

Ilversgehofen braucht ein zentrales Stadtteilzentrum als feste Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger, so eine der konkreten Forderungen. Das Stadtteilzentrum solle ein breites Publikum ansprechen und vermittelnde Aufgaben übernehmen. Eine Schlüsselrolle hierfür spielen Konzepte, die sich an den Bedarfen der Bevölkerung und der Akteurinnen und Akteure orientieren. Perspektivisch sei es zudem sinnvoll, dass bereits vorhandene Quartiersmanagement in das Stadtteilzentrum zu integrieren. In einem ersten Schritt müsse es gestärkt, interdisziplinär aufgestellt und in die städtische Verwaltung eingebunden werden. „Dann kann so ein Stadtteilzentrum letztendlich auch weiterführend Angebote für die Bürgerinnen und Bürger ermitteln und umsetzen und außerdem die Probleme im Stadtteil adressieren“, so Anna Allstädt. Beispiele für bestehende Problemlagen Ilversgehofens seien unter anderem der Leerstand in der Magdeburger Allee und die polizeiliche Einstufung als „gefährlicher Ort“.

Sozialer Wohnungsbau und Kampf gegen Leerstand

Zum Thema Leerstand erwartet das Bündnis, dass erschwinglicher Wohnraum im Viertel erhalten und geschaffen wird. Jüngste Wohnungsbauprojekte und steigende Mieten würden mit Besorgnis im Stadtteil wahrgenommen. Wohnraum müsse erschwinglich bleiben und der Einkommensrealität aller Bürgerinnen und Bürger Rechnung tragen, die in Ilversgehofen ansässig sind. „Wir schlagen vor, Sozialwohnungsbau zu fördern und Immobilien sozial verträglich umzunutzen“, heißt es in dem Forderungskatalog. Unter den zahlreichen Bauvorhaben, die zwischen 2015 und 2019 in Ilversgehofen umgesetzt wurden, befinde sich kein einziges, mit dem Sozialwohnungen geschaffen wurden. Dieser Gentrifizierungsprozess sei eine Gefahr für den Stadtteil und seine zahlreichen soziokulturellen Akteurinnen und Akteure. Grundsätzlich unumgänglich sei eine gesamtstädtische Sozialraumkonzeption unter Einbindung aller Quartiere. Für die Neuansiedlung von Gewerbe und Kultur müssten außerdem Förderrichtlinien angepasst und Begleitförderprogramme akquiriert werden. Dass die Stadt selbst eine Immobilie bereitstellt für das Konzept eines Pop-Up-Stores dürfe nicht länger nur der Innenstadt vergönnt sein.

Kritik an der Einstufung als „Gefahrenzone“

Gefahr ist auch das Stichwort für eine weitere Forderung, die sich sowohl an die Stadt Erfurt als auch an die Polizei richtet. Seit Jahren sind die Magdeburger Allee und umliegende Straßen polizeilich als „gefährlicher Ort“ eingestuft. Das führe zu einer Stigmatisierung des Stadtteils und der Bevölkerung und habe negative Konsequenzen für die Wahrnehmung und Entwicklung Ilversgehofens insgesamt. Nicht zuletzt stehe es auch Gewerbe-Neuansiedlungen entgegen. „Statt das Sicherheitsgefühl im Stadtteil zu erhöhen, stellt sich ein gegenteiliger Effekt ein“, so Anna Allstädt. Viel sinnvoller seien öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie zum Beispiel ein partizipativ erarbeiteter Imagefilm oder eine Stadtteil-Kampagne.

Bessere Fuß- und Radwege, öffentliche Freiflächen kulturell bespielen

Fahrradwege sind in Ilversgehofen vielerorts nicht vorhanden, stellen die Akteurinnen und Akteure fest. Bestehende Radwege seien oft nicht zweckmäßig und entpuppten sich als Gefahrenquellen für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Das Bündnis unterstütze deshalb die Ziele des Radentscheids Erfurt und fordert ein durchgängiges Radverkehrsnetz, sichere Kreuzungen sowie barrierefreie Rad- und Fußwege. „Zur Weiterentwicklung Ilversgehofens gehört unbedingt auch, dass echte Begegnungszonen geschaffen und genutzt werden“, sagt Anna Allstädt. Ein wesentlicher Baustein dafür sei die Freigabe von öffentlichen Freiflächen wie dem Ilversgehofener Platz, um ihn für soziokulturelle Aktivitäten zu nutzen – unbürokratisch und unkompliziert.

Politischer Wille und Zusammenarbeit

Mit all den Ideen, Wünschen und Forderungen möchten die Akteurinnen und Akteure in ihrem Engagement nicht allein gelassen werden. Um Ilversgehofen unter Beteiligung seiner Bevölkerung und Akteurinnen und Akteure weiterzuentwickeln, brauche es auch den politischen Willen der Verantwortlichen in Verwaltung und Stadtrat. Der Forderungskatalog ist deshalb sowohl an Tobias Knoblich als auch an alle demokratischen Stadtratsfraktionen und die Dezernate der Stadtverwaltung übermittelt worden.


Die Thüringische Landeszeitung / Thüringer Allgemeine berichtet zu diesem Thema unter dem Titel
Wunschliste für kunterbuntes Ilversgehofen übergeben